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Eigene Weihnachtsgedichte

 

Vertraute Weihnachten

Seht nur, wie es leise schneit!
Die Geschenke stehen bereit.
Große und Kinder stehen um den Tannenbaum,
Der glänzt so wie im schönsten Traum.
Seit Tagen duftet es in unserem Haus,
alles sieht so anders aus
und ein ganz bestimmter Klang
sanft uns ins Ohr gelangt:
Feines Knacken und Knistern,
leises Ahnen und Flüstern.

Alles ist so schön, so sehr vertraut.
Freundlich, heimelig und gar nicht laut.
Jetzt ist es endlich soweit:
Weihnachten ist da: Die Heilige Zeit.

Ein Weihnachtsgedicht von weihnachts-gedichte.com ©2016

 

Rückkehr in die Kindheit

Weihnachten heißt Wiedersehen
doch ist es noch viel mehr
es heißt nach Hause gehen
wo du schon lange lebst nicht mehr.
An Weihnachten triffst deine Eltern du
mit Frau und Kindern unterm Tannenbaum
nun kommen die Enkel mit dazu
doch auch die frühen Tage wie ein Traum.

Unter dem Christbaum riecht es wie früher
als noch der Nikolaus stets kam zu dir
jetzt bist ins Erwachsenenleben du hinüber
doch lebhaft die Erinnerung brennt in dir.

Vorbereitet sind die Geschenke
für Mutter, Vater und auch Kind
Vieles rauscht durch der Seele Gelenke
herüber weht der Erinnerung Wind.

Ein Weihnachtsgedicht von weihnachts-gedichte.com ©2016

 

Wer kommt denn da?

Hört Ihr, wie es leise knackt?
Wie jemand seinen Rucksack packt?
Tiere schnauben freudig und werden eingespannt,
Glöckchen klingen leis? und unbekannt.
Ein uralter Schlitten begibt sich auf die Himmelsbahn.
Heimlich geht es nun voran.

Ich glaub?, jetzt kommt er: Der Weihnachtsmann

Ein Weihnachtsgedicht von weihnachts-gedichte.com ©2016

 

Die Freude auf Weihnachten

Wenn die Tage kürzer werden und die Zeit so schnell vergeht,
wenn die Kinder artig sind und sich alles nur um eines dreht,
wenn die Eltern leise tuscheln und das Haus im Glanz erstrahlt,
wenn ein Lichtermeer auf Straßen uns ein Lächeln auf den Munde malt,
wenn ein süßer Kekseduft verzaubert unsere Küchenluft,
JA – dann sind wir bereit für die wunderschöne Weihnachtszeit!
Heißer Punsch und Weihnachtsstern, ja das haben wir alle gern.
Grüner Baum schön bunt geschmückt, wir alle sind davon entzückt.
Strohkrippe unterm Weihnachtsbaum und erfüllt wird so mancher Kindertraum.
Kinder strahlen mit große Augen und können es oft einfach gar nicht glauben
Ist es wirklich nun so weit – ist das der Höhepunkt der Weihnachtszeit.

Und der Essenstisch gefüllt, mit allem was den Gaumen gern umhüllt
Gute Speisen und noch mehr zu Weihnachten gilt Genuss ohne Gewähr.
Leute lachen freuen sich, so mancher liest noch vor ein sinnliches Gedicht,
dann ein Rascheln unterm Baum und die Kinderaugen schauen, auf die
Päckchen die großen und die kleinen, auf die Geschenke für die Meinen und die Deinen.

Doch Geschenke und auch Speisen sind nicht zu finden in allen Kreisen.
Weihnachten ist nicht in jedem Haus ein wahrer Augen-Ohren-Schmaus.
Drum ist es wichtig sich zu besinnen und im Konsum nicht zu zerrinnen.
Der Sinn der Weihnacht mit bedacht ist zwar zum Feiern wohl gedacht.

Freude schenken, Liebe geben und so manchen Kranken pflegen,
in Stille mal verweilen und sich nicht immer nur zu beeilen.
Einfach da sein und zu danken bei Familie und auch Bekannten
so macht Weihnacht wirklich Sinn und ist tief im Herzen drin.

Ein Weihnachtsgedicht von weihnachts-gedichte.com ©2016

 

Schenken heißt gedenken

Unter dem Adventskranz im Elternhaus
leuchtet der Kindheit früher Schmaus
so wehen täglich aus der Küche
die Aromen vergessener Gerüche.
Beim Essen im Schein der Kerzen dann
kommen Anekdoten deiner Kindheit dran
du hörst schmunzelnd und verwundert sie
denkst dir dabei: So war ich doch nie!

Für die Geschenke unterm Weihnachtsbaum
fährst zum Einkauf du – es ist wie ein Traum
begegnest Gefährten deiner Jugend wieder
die Erinnerungen ringen euch fast nieder.

Sie alle kehren heim zur Weihnacht
suchen im Elternhaus nach Eintracht
Beruf und Familie zerstreuten sie weltweit
kommt das Christkind, ist Heimatzeit.

Da ist die unscheinbare Mitschülerin
heute erfolgreiche Boutiquenbetreiberin
und dann der Pausenclown, der Kleine
betreibt IT-Beratung – ganz alleine

In alten Kneipen setzt ihr euch nieder
nehmt die Gesprächsfaden auf von früher
im kommunalen Kino – weißt du noch?
tolle Filme – doch ein eiskaltes Loch.

Ein Weihnachtsgedicht von weihnachts-gedichte.com ©2016

 

Weihnachten, Kinderglück

Der schönste Geburtstag im ganzen Jahr für jedes Kind
ist ein Fest, zu dem alle Kinder eingeladen sind
Es ist Weihnacht, der Geburtstag von Gottes Sohn,
er feiert mit, oben auf seinem Thron.
Hier unten pochen aufgeregt kleine Herzen,
am Tannenbaum brennen rote und weiße Kerzen.
Mädchen und Jungen freuen sich mehr oder weniger bescheiden,
auf das festliche Essen und das lange Aufbleiben.

Vor allem aber gehören, das kann man sich ja denken,
zu Weihnachten Beschenken und Schenken.
Da strahlen die Augen der glücklichen Kinder,
und die Augen der Eltern nicht minder.

Abgeben und Annehmen,
wie auch sonst im Leben,
und dabei immer im Blick,
Mach? es mit Liebe, dann schaffst du Glück.

Ein Weihnachtsgedicht von weihnachts-gedichte.com ©2016

 

Jeder Tag sollte Weihnacht sein

Weihnachten, du besinnliche Zeit,
jetzt ist es endlich soweit,
lächelnde Gesichter und frohe Herzen,
festliches Grün und leuchtende Kerzen.
Da bleibt niemand unbewegt,
die Welt ist wie mit einem Zauber belegt.
Eine Zeit, um der Hektik des Alltags zu entrinnen
und sich auf die wesentlichen Dinge im Leben zu besinnen.

Ist es nicht schön,
in die staunenden Augen der Kinder zu sehen?
Ist es nicht wunderbar,
Weihnachten zu feiern, Jahr um Jahr?

Der besondere Glanz dieser Zeit,
macht unsere Herzen so weit,
vergessen ist mancher Harm und Streit.
Eintracht, Verständnis und Harmonie,
Freundschaft, Nächstenliebe und Familie
rücken zu Weihnacht in die Mitte des Lichts,
Eigensucht und Hass bedeuten jetzt nichts.

Ach, wie friedlich könnt? die Welt doch leben,
würden wir uns alle jeden Tag wie zu Weihnachten geben.
Aber, wenn wir unterm Christbaum dies bedenken,
wer hindert uns, uns selbst so zu lenken,
dass wir uns jeden Tag die ehrliche Mühe geben,
im Glanz von Weihnachten zu handeln und zu leben?

Ein Weihnachtsgedicht von weihnachts-gedichte.com ©2016

 

Das Wunder der Heiligen Nacht

Das Wunder der Heiligen Nacht
Weihnachten, Weihnachten, es ist soweit,
jetzt kommt sie wieder, die Heilige Zeit.
Es sind wunderliche, sonderbare Tage,
die Uhr läuft anders, keine Frage.

Weihnachten, man denkt zurück,
an Weh, an Glück,
an das, was einmal war,
und an das, was kommt, im nächsten Jahr.

Weihnachten, wie bist du zart,
jetzt sind selbst böse Herzen nicht mehr hart.
Wenn die Kerzen am Christbaum hell leuchten,
und heimliche Tränen manche Wangen feuchten,
dann spürt es jeder tief innen drin,
die Sehnsucht, die Freude, das Hochgefühl, den Sinn.

Weihnachten, schlägst alle in deinen Bann,
es gibt sie eben doch: Das Christkind und den Weihnachtsmann.
Große Kerle werden wieder zu kleinen Knaben,
kühle Damen wollen wieder Herzlichkeit haben.

Weihnachten, du lässt keinen kalt,
sei er nun klein oder groß, jung oder alt,
denn das Wunder der Heiligen Nacht,
ist für jeden, für alle Menschen gemacht.

Ein Weihnachtsgedicht von weihnachts-gedichte.com ©2016

 

Ein Fest für alle Menschenkinder

Niemanden auf der ganzen Erden,
soll das Herz in dieser Nacht schwer und traurig werden.
An alle Menschen wollen wir in Liebe denken,
wenn wir uns unterm Christbaum dort beschenken.
Vater und Mutter, die ganze Familie vereint,
wie gut das Christkind es doch mit uns mit meint.
Gedenken wir aber auch den guten Lieben,
die vom Himmel aus uns ihre Grüße in die Seele schrieben.

Lasst uns feiern, lasst uns freuen,
Sterne des Glücks in den weihnachtlichen Schnee hineinstreuen,
Denn heute ist die Heilige Nacht,
in der uns der Herr sein größtes Geschenk gemacht.

Ein Weihnachtsgedicht von weihnachts-gedichte.com ©2016

 

Weihnachtsgedanken sind Familiengedanken

Tannenbaum, Adventskranz und Kerzen
warten an Weihnachten auf drei Generationen
Gedanken kreisen beim Abendbrot mit Bohnen
das Alles ergreifend geht zu Herzen.
Nicht mehr nötig das Geschenk
für die stets nette Nachbarin
vor wenigen Tagen ging sie dahin
ein Name mehr zum Tag des Gedenk.

Auch Mutter und Vater zeigen sehr
bei aller Freude am Leben noch
trotz der Lust am Genießen doch
dass sie schnell altern immer mehr.

Die Eltern vermitteln dir beredt
trotz viel Interesse an den Enkeln
die gern‘ sitzen auf ihren Schenkeln
wie es im Leben zu Ende geht.

Die Firma, in der verdiente Vater
das Geld für die ganze Familie
ist nur noch alte Immobilie
in Erinnerung daran zerbrach er.

Sind wir nächstes Jahr vollzählig noch
gemeinsam wartend auf das Christkind?
Die Antwort weiß vielleicht der Wind
ganz sicher nur der Liebe Gott.

Ein Weihnachtsgedicht von weihnachts-gedichte.com ©2016

 

Die schönsten Weihnachtsgedichte der berühmtesten Dichter

Wer den Aufwand der Erstellung eines eigenen Gedichts scheut, der kann sich an den beeindruckenden lyrischen Werken weltbekannter Dichter bedienen. Durch das Zitieren von Goethes „Christgeschenk„, das Vortragen von „Verse zum Advent“ von Theodeor Fontane oder einem anderen Gedichte-Klassiker von Goethe lässt sich eine festliche Atmosphäre in jedem Fall stilvoll ergänzen. In der Sidebar auf der linken Seite dieser Website sind die Dichter, deren Adventsgedichte und Weihnachtssprüche abrufbar sind, übersichtlich aufgelistet.

 

Vom Pelzemärtel die ganze Geschicht‘

Es wird schon finster um und um. –
Der Pelzemärtel geht herum
und sucht nun auf die Kinder.
Da will ich sehen, wie’s euch geht,
wenn er vor unsrer Türe steht
und schaut ins Eck so hinter!
Doch seid nicht bang und nicht besorgt!
Ihr habt ja immer gern gehorcht,
das soll euch nicht gereuen.
Stellt euch nur um den Vater her;
und brummt er wie ein alter Bär,
er wird euch doch erfreuen.
Doch horch! Was schlurft denn vor dem Haus?
Ich meine gar, jetzt ist er drauß‘
und streift sich ab die Füße.
Da hör ich so ein Knick und Knack,
das ist gewis der weite Sack
voll großer welscher Nüsse.
Es schellt und gellt, das Haus geht auf.
Er geht die Stiege schon herauf
mit seinen großen Socken.
Das kollert
und bollert,
das holpert
und stolpert,
doch seid nur nicht erschrocken!
Die Kinder schauen
voll Angst und Grauen
und wagen keinen Schnauf.
Pelzmärtel trappt,
die Klinke klappt,
die Stubentür geht auf.
Da steht er den im Zottelrock
mit einem ungeheuern Stock
und hat von fürchterlicher Art
gar einen langen, langen Bart;
schleppt auch zwei Säcke mit sich her,
den einen voll, den andern leer,
der ist geschnallt in seinen Gurt.
Jetzt aber murmelt er und schnurrt:
„Weil in die Stuben
ich zu dir komm,
sag, sind die Buben
auch brav und fromm?“
„Kann sie loben!“
„Sitzen sie am Schreibetisch
immer fleißig, immer frisch?
Sitzen sie in ihrer Schul‘
oben auf dem ersten Stuhl?“
„Alle droben!“
„Führen die Mädchen
Nadel und Fädchen?
Stricken sie,
flicken sie?
Sind sie zu der Arbeit flink
auf der Mutter ersten Wink?
Hören sie in einem fort
auf des Vaters erstes Wort?“
„Sie hören gern und gehorchen
und machen uns wenig Sorgen!“
Plumps –
da tut’s einen Fall,
plumps –
da tut’s einen Knall!
Offen ist der große Sack,
und da geht es: Knack, knack, knack;
und die Nüsse
kriegen Füße,
rudeln
und hudeln
da hinaus
und dort hinaus
und wackeln die ganze Stube aus.
Und die Kinder
springen hinter
und packen
und sacken
und haschen
und klauben
in Taschen
und Hauben.
Das freut den Pelzemärtel sehr
und sagt: „Nun geb ich euch noch mehr.“
Und wirft auch noch in jedes Eck
einen große, großen Märtelsweck,
bestreut mit Zucker und Mohn,
und spricht mit freundlichem Ton:
„Fürchtet euch nicht
vor meinem Gesicht!
Bin jedem Kind gut,
das nichts böses tut.
Gebt mir einen Patsch!
Platsch,
das freut mich heut,
ihr kleinen Leut‘.
Nun, Kinder, seid mir ja recht fromm!
Dann bring ich, wenn ich wiederkomm,
dass ihr euch verwundert,
Nüsse, mehr als hundert,
und einen Weck, so groß wie ich.
Ade, ihr Kinder, denkt an mich!“
Nun rollt es
und trollt es
die Stiegen hinunter.
Wollt einer erschrecken
und sich verschrecken,
es wär kein Wunder.
Wer aber brav ist ohn‘ Unterlaß,
dem ist das alles nur ein Spaß.
Der fürchtet nicht den Zottelrock
und nicht den ungeheuren Stock.
Der zappelt nicht
als wie ein Fisch
und krabbelt nicht
gleich unter den Tisch.
Der kann sich auf den Märtel freuen,
den alle bösen Kinder scheuen.
Ein Weihnachtsgedicht von Friedrich Wilhelm Güll 1812-1879

 

Das Weihnachtsbäumlein

Es war einmal ein Tännelein
mit braunen Kuchenherzlein
und Glitzergold und äpflein fein
und vielen bunten Kerzlein:
Das war am Weihnachtsfest so grün
als fing es eben an zu blühn.
Doch nach nicht gar zu langer Zeit,
da stands im Garten unten,
und seine ganze Herrlichkeit
war, ach, dahingeschwunden.
Die grünen Nadeln war?n verdorrt,
die Herzlein und die Kerzlein fort.
Bis eines Tags der Gärtner kam,
den fror zu Haus im Dunkeln,
und es in seinen Ofen nahm –
Hei! Tats da sprühn und funkeln!
Und flammte jubelnd himmelwärts
in hundert Flämmlein an Gottes Herz.
Ein Weihnachtsgedicht von Christian Morgenstern 1871-1914

Das Weihnacht-Fest

Kümmt vom Weinen, kümmt vom Weihen, kümmt vom Wein Weinachten her?
So wie jeder ihm sie brauchte, kamen sie ihm ohn Gefehr.
Weil der Welt-Erlöser drinnen in die Welt ist kummen ein,
Sollten sie Frei-nachten heißen, sollten sie Freu-nachten sein.
Ein Weihnachtsgedicht von Friedrich von Logau 1605-1655

 

Andächtige Weihnachts-Gedanken

Willkommen allerliebstes Kind
Du Herr der Potentaten!
O Glück! dass man dich jetzo findt.
Wo bist du hingeraten?
Du kömmst auf dieses Jammertal,
Verlässt den schönen Himmels-Saal,
Erwählst der Menschen Orden,
Und bist ein Kind geworden!
Jedoch ich wundre mich nicht mehr,
Dass du den Thron verlassen,
Dass du die allergrößte Ehr
Auf eine Zeit willst hassen,
Herr, deine Liebe hats gemacht,
Die hat dich auf die Welt gebracht,
Uns dadurch von den Ketten
Der Finsternis zu retten.
Allein, o Herr der ganzen Welt
Und aller Herrlichkeiten!
Wie hast du dich so sehr verstellt,
Legst allen Pracht zur Seiten;
Nimmst einen Stall zur Wohnung ein,
Wo Ochsen und wo Esel sein,
Du willst anstatt der Wiegen,
In einer Krippe liegen.
Um meinetwillen bist du arm,
Und sehr gering erschienen;
Doch deine Kälte macht mich warm,
Du kömmst, nun mir zu dienen.
Dein Elend machet mich recht groß,
Erwirbet mir des Vaters Schoß:
Weil deine Niedrigkeiten,
Mir lauter Glück bereiten.
Wie? soll das Stroh dein Lager sein?
Lass dir den Tausch belieben,
Komm nimm davor mein Herze ein,
Ich hab es dir verschrieben.
Ach! schenke mir dein Angesicht,
Zieh ein, verschmäh mein Bitten nicht,
Bleib doch nicht draußen stehen;
Ich muss dich bei mir sehen.
Der Glaube soll die Windel sein,
Darein will ich dich winden,
Es soll der böse Heuchel-Schein
Sich nicht mit mir verbinden.
Nimm an mein Herz, bereit es zu,
Auf dass du deine sanfte Ruh
Darinnen mögest halten,
Und nur nach Willen schalten.
O Jesu! allerliebstes Kind,
Erhör mein herzlich Beten,
Gib, dass ich Gnade vor dir find,
Dein Geist wird mich vertreten.
Erhöre doch mein heißes Flehn,
Und lass es alsobald geschehn,
So hab ich, was mir nützet,
Und vor den Tod beschützet.
Ein Weihnachtsgedicht von Sidonia Hedwig Zäunemann 1711-1740

 

Durch stille Dämmerung

Durch stille Dämmrung strahlt ein Weihnachtsbaum.
Zwei Menschen sitzen Hand in Hand und schweigen.
Die Lichter züngeln auf den heiligen Zweigen.
Ein Mann erhebt sich, wie im Traum:
Ich kann zu keinem Gott mehr beten
als dem in dein-und-meiner Brust;
und an die Gottsucht der Propheten
denk ich mit Schrecken statt mit Lust.
Es war nicht Gott, womit sie nächtlich rangen:
es war das Tier in ihnen: qualbefangen
erlag’s dem ringenden Menschengeist!
O Weihnachtsbaum – oh wie sein Schimmer,
sein paradiesisches Geflimmer
gen Himmel züngelnd voller Schlänglein gleißt –
wer kann noch ernst zum Christkind beten
und hört nicht tief auf den Propheten,
indes sein Mund die Kindlein preist,
zu sich und seiner Schlange sprechen:
du wirst mir in die Ferse stechen,
ich werde dir den Kopf zertreten!
Ein Weib erhebt sich. Ihre Haut
schillert braun von Sommersprossen;
ihr Stirngeäder schwillt und blaut.
Sie spricht, von goldnem Glanz umflossen:
Ich denk nit nach um die Legenden,
die unsern Geist vieldeutig blenden,
ich freu mich nur, wie schön sie sind.
„Uns ist geboren heut ein Kind“
das klingt mir so durch meine dunkelsten Gründe,
durch die zum Glück, dank einer Ahnensünde,
auch etwas Blut vom König David rinnt,
dass ich mich kaum vor Stolz und Wonne fasse
und deine Schlangenfabeln beinah hasse!
Er lächelt eigen; sie sieht es nicht.
Ein Lied erhebt sich, fern, aus dunkler Gasse.
Zwei Menschen lauschen – dem Lied, dem Licht.
Ein Weihnachtsgedicht von Richard Dehmel 1863-1920

 

Weihnachtsidylle

Aus Rauhreif ragt ein Gartenhaus,
Das schaut so schmuck, so sonnig aus.
An blanken Giebel schmiegt sich hold
Der Wintersonne Abendgold.
Eiszapfen, Scheiben in rotem Glanz,
Die Fenster umrahmt von Waldmooskranz.
Blattgrün, Gelbkrokus, ein rosiger Bube
Lächeln aus frühlingswarmer Stube.
Kanarienvogel schmettert so hell,
Kinderlachen und Hundegebell.
Klein Hansemann und Ami spielen
Wolfsjagd, sie balgen sich auf den Dielen.
Die Mutter ging holen den Weihnachtsmann.
Der klopft an die Türe brummend an.
Und sieh, vermummt, ein bärtiger Greis,
Ein Sack voll Nüsse, ein Tannenreis.
„Seid ihr auch artig?“ Stumm nicken die Kleinen
Und reichen die Patschhand; eins möchte weinen.
Da prasseln die Nüsse, das gibt ein Haschen!
Der süße Hagel füllt die Taschen …
Fort ist der Mann. Mit Lampenschein
Tritt nun die liebe Mutter herein.
Gejubel: „Der Weihnachtsmann war da!
O, Nüsse hat er gebracht, Mama!“
Den großen Tisch umringt ein Schwatzen,
Schalenknacken, behaglich Schmatzen.
Die Mutter klatscht in die Hände und zieht
Die Spieluhr auf: „Nun singt ein Lied!“
„Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all,
Zur Krippe her kommet, in Bethlehems Stall!“
Fromm tönt’s in die frostige Nacht hinaus.
Ein Stern steht selig über dem Haus.
Ein Weihnachtsgedicht von Bruno Wille 1860-1928

 

Die weiße Weihnachtsrose

Wenn über Wege tiefbeschneit
der Schlitten lustig rennt,
im Spätjahr in der Dämmerzeit,
die Wochen im Advent,
wenn aus dem Schnee das junge Reh
sich Kräuter sucht und Moose,
blüht unverdorrt im Frost noch fort
die weiße Weihnachtsrose.
Kein Blümchen sonst auf weiter Flur;
in ihrem Dornenkleid
nur sie, die niedre Distel nur
trotz allem Winterleid;
das macht, sie will erwarten still,
bis sich die Sonne wendet,
damit sie weiß, dass Schnee und Eis
auch diesmal wieder endet.
Doch ist’s geschehn, nimmt fühlbar kaum
der Nächte Dunkel ab,
dann sinkt mit einem Hoffnungstraum
auch sie zurück ins Grab.
Nun schläft sie gern; sie hat von fern
des Frühlings Gruß vernommen,
und o wie bald wird glanzumwallt
er sie zu wecken kommen.
Ein Weihnachtsgedicht von Hermann von Lingg 1820-1905

 

Weihnachtswunder

Durch den Flockenfall
klingt süßer Glockenschall,
ist in der Winternacht
ein süßer Mund erwacht.
Herz, was zitterst du
den süßen Glocken zu?
Was rührt den tiefen Grund
dir auf der süße Mund?
Was verloren war,
du meintest, immerdar,
das kehrt nun all zurück,
ein selig Kinderglück.
O du Nacht des Herrn
mit deinem Liebesstern,
aus deinem reinen Schoß
ringt sich ein Wunder los.
Ein Weihnachtsgedicht von Gustav Falke 1853-1916

 

Weihnachtslied für die Kleinen

Tausend Engel fliegen heut
Lustig durch die Stadt,
Und ein Bäumchen in der Hand
Jeder Engel hat.
Einer sah mich freundlich an,
Kam mir lächelnd nah –
Ach, und lachte und sah aus
Grade wie Mama.

Und sein Bäumchen seh? ich hier
Auf dem Tische stehn,
Und den Engel hör ich leis
Hin und wieder gehn.

Legte ab sein Flügelpaar,
Als er kam ins Haus:
Immer noch wie die Mama
Sieht der Engel aus.

Ein Weihnachtsgedicht von Mia Holm 1845-1912

 

Weihnachten

Die eisige Straße mit Schienengeleisen,
Die Häusermasse in steinernen Reih’n,
Der Schnee in Haufen, geisterweißen,
Und der Tag, der blasse, mit kurzem Schein.
Der Kirchtüre Flügel sich stumm bewegen,
Die Menschen wie Schatten zur Türspalte gehn;
Bekreuzen die Brust, kaum dass sie sich regen,
Als grüßen sie jemand, den sie nur sehn.
Ein Kindlein aus Wachs, auf Moos und Watten,
Umgeben von Mutter und Hirten und Stall,
Umgeben vom Kommen und Gehen der Schatten,
Liegt da wie im Mittelpunkte des All.
Und Puppen als Könige, aus goldnen Papieren,
Und Mohren bei Palmen, aus Federn gedreht,
Sie kamen auf kleinen und hölzernen Tieren,
Knien tausend und tausend Jahr im Gebet.
Sie neigen sich vor den brennenden Kerzen;
Als ob im Arm jedem ein Kindlein schlief,
Siehst du sie atmen mit behutsamen Herzen
Und lauschen, ob das Kind sie beim Namen rief.
Ein Weihnachtsgedicht von Max Dauthendey 1867-1918

 

Zum Weihnachten

Mädchen, in die Kinderschuhe
Tritt noch einmal mir behänd!
Folg mir durch des Abends Ruhe,
Wo der dunkle Taxus brennt.
Engel knien an der Schwelle,
Hütend bei dem frommen Schein;
Von den Lippen klingt es helle:
Nur die Kindlein gehen ein!
Doch du schaust mich an verwundert,
Sprichst: ?Vertreten sind die Schuh;
Unter alt vergessnem Plunder
Liegt die Puppe in der Truh‘.?
Horch nur auf! Die alten Märchen
Ziehn dich in die alte Pracht!
Wie im Zauberwald das Pärchen
Schwatzen wir die ganze Nacht.
Von Schneewittchen bei den Zwergen,
Wo sie lebte unerkannt
Und war hinter ihren Bergen
Doch die Schönst‘ im ganzen Land.
Von Hans Bärlein, der im Streite
Einen Riesenritter schlug,
Der die Königstochter freite,
Endlich gar die Krone trug.
Von dem Dichter auch daheime,
Der ein Mädchen, groß und schlank,
Durch die Zauberkraft der Reime
Rückwärts in die Kindheit sang.
Ein Weihnachtsgedicht von Theodor Storm 1817-1888

Das Männlein in der Gans

Das Männlein ging spazieren einmal
Auf dem Dach, ei seht doch!
Das Männlein ist hurtig, das Dach ist schmal,
Gib acht, es fällt noch.
Eh‘ sich’s versieht, fällt’s vom Dach herunter
Und bricht den Hals nicht, das ist ein Wunder.
Unter dem Dach steht ein Wasserzuber,
Hineinfällt’s nicht schlecht;
Da wird es nass über und über,
Ei, das geschieht ihm recht.
Da kommt die Gans gelaufen,
Die wird’s Männlein saufen.
Die Gans hat’s Männlein ’nuntergeschluckt,
Sie hat einen guten Magen;
Aber das Männlein hat sie doch gedruckt,
Das wollt‘ ich sagen.
Da schreit die Gans ganz jämmerlich;
Das ist der Köchin ärgerlich.
Die Köchin wetzt das Messer,
Sonst schneidt’s ja nicht:
Die Gans schreit so, es ist nicht besser,
Als dass man sie sticht;
Wir wollen sie nehmen und schlachten
Zum Braten auf Weihnachten.
Sie rupft die Gans und nimmt sie aus
Und brät sie,
Aber das Männlein darf nicht ‚raus,
Versteht sich.
Die Gans wird eben gebraten;
Was kann’s dem Männlein schaden?
Weihnachten kommt die Gans auf den Tisch
Im Pfännlein;
Der Vater tut sie ‚raus und zerschneid’t sie frisch.
Und das Männlein?
Wie die Gans ist zerschnitten,
Kriecht’s Männlein aus der Mitten.
Da springt der Vater vom Tisch auf,
Da wird der Stuhl leer;
Da setzt das Männlein sich drauf
Und macht sich über die Gans her.
Es sagt: ?Du hast mich gefressen,
Jetzt will ich dafür dich essen.?
Da isst das Männlein gewaltig drauf los,
Als wären’s seiner sieben;
Da essen wir alle dem Männlein zum Trotz,
Da ist nichts übergeblieben
Von der ganzen Gans, als ein Tätzlein,
Das kriegen dort hinten die Kätzlein.
Nichts kriegt die Maus,
Das Märlein ist aus.
Was ist denn das?
Ein Weihnachts-Spaß;
Aufs Neujahr lernst
Du, was?
Den Ernst.
Ein Weihnachtsgedicht von Friedrich Rückert 1788-1866

Schneeflöckchen, Weißröckchen

Schneeflöckchen, Weißröckchen,
Da kommst du geschneit;
Du kommst aus den Wolken,
Dein Weg ist so weit.
Komm, setz dich ans Fenster,
Du lieblicher Stern;
Malst Blumen und Blätter,
Wir haben dich gern.
Schneeflöckchen, du deckst
Uns die Blümelein zu,
Dann schlafen sie sicher
In himmlischer Ruh?.
Ein Weihnachtsgedicht von Hedwig Haberkern 1837-1902

 

Weihnachten

Liebeläutend zieht durch Kerzenhelle,
Mild, wie Wälderduft, die Weihnachtszeit,
Und ein schlichtes Glück streut auf die Schwelle
Schöne Blumen der Vergangenheit.
Hand schmiegt sich an Hand im engen Kreise,
Und das alte Lied von Gott und Christ
Bebt durch Seelen und verkündet leise,
Dass die kleinste Welt die größte ist.
Ein Weihnachtsgedicht von Joachim Ringelnatz? 1883-1934

 

Geburts-Nacht

Eine lange Winter-Nacht
Hat mich an das Licht gebracht,
Jesu, welchem Nacht und Licht
Zu gehorchen ist verpflicht,
Lass mir deinen Gnaden-Schein
Tag und Nacht für Augen sein,
Wenn der finstren Werke Dunst
Will verdunklen deine Gunst;
Wenn die trübe Todes-Nacht
Mir die Augen finster macht,
Bis ich dich, den hellen Tag,
Sonder Nächte schauen mag.
Ein Weihnachtsgedicht von Hans Aßmann von Abschatz 1646-1699

 

Weihnacht

Die Welt wird kalt, die Welt wird stumm,
der Winter-Tod zieht schweigend um;
er zieht das Leilach weiß und dicht
der Erde übers Angesicht –
Schlafe – schlafe
Du breitgewölbte Erdenbrust,
du Stätte aller Lebenslust,
hast Duft genug im Lenz gesprüht,
im Sommer heiß genug geglüht,
nun komme ich, nun bist du mein,
gefesselt nun im engen Schrein –
Schlafe – schlafe
Die Winternacht hängt schwarz und schwer,
ihr Mantel fegt die Erde leer,
die Erde wird ein schweigend Grab,
ein Ton geht zitternd auf und ab:
Sterben – sterben.
Da horch – im totenstillen Wald
was für ein süßer Ton erschallt?
Da sieh – in tiefer dunkler Nacht
was für ein süßes Licht erwacht?
Als wie von Kinderlippen klingt’s,
von Ast zu Ast wie Flammen springt’s,
vom Himmel kommt’s wie Engelsang,
ein Flöten- und Schalmeienklang:
Weihnacht! Weihnacht!
Und siehe – welch ein Wundertraum:
Es wird lebendig Baum an Baum,
der Wald steht auf, der ganze Hain
zieht wandelnd in die Stadt hinein.
Mit grünen Zweigen pocht es an:
„Tut auf, die sel’ge Zeit begann,
Weihnacht! Weihnacht!“
Da gehen Tür und Tore auf,
da kommt der Kinder Jubelhauf,
aus Türen und aus Fenstern bricht
der Kerzen warmes Lebenslicht.
Bezwungen ist die tote Nacht,
zum Leben ist die Lieb‘ erwacht,
der alte Gott blickt lächelnd drein,
des lasst uns froh und fröhlich sein!
Weihnacht! Weihnacht!
Ein Weihnachtsgedicht von Ernst von Wildenbruch? 1845-1909

 

Vorm Christkind

Denkt euch, ich habe das Christkind gesehen!
Es kam aus dem Walde, das Mützchen voll Schnee,
mit rotgefrorenem Näschen.
Die kleinen Hände taten ihm weh,
denn es trug einen Sack, der war gar schwer,
schleppte und polterte hinter ihm her.
Was drin war, möchtet ihr wissen?
Ihre Naseweise, ihr Schelmenpack –
denkt ihr, er wäre offen der Sack?
Zugebunden bis oben hin!
Doch war gewiss etwas Schönes drin!
Es roch so nach äpfeln und Nüssen!
Ein Weihnachtsgedicht von Anna Ritter 1865-1921

 

Weihnachtslied

Erklinge, Lied, und werde Schall,
Kling gleich der hellsten Nachtigall,
Kling gleich dem hellsten Lerchenklang
Die ganze, weite Welt entlang.
Kling, Lied, und kling im höchsten Ton:
Es kommt der süße Gottessohn,
Es kommt das helle Himmelskind
Hernieder, wo die Sünder sind.
Er kehrt bei einer Jungfrau ein,
Will eines Weibes Säugling sein,
Der große Herr der ganzen Welt,
Ein Würmlein auf die Erde fällt.
Ein armes Knäblein nackt und bloß,
So liegt er in Marias Schoß;
Der alle Sterne lenken kann,
Fleht eines Weibes Gnade an.
Der eh’r als Erd‘ und Himmel war,
Das Wort des Vaters rein und klar,
Spricht lieb und freundlich bei uns ein
Und will der Sünder Bruder sein.
So kommt die unermessne Huld,
Zu tragen unsre schwere Schuld,
Die ewige Liebe steigt von Gott
Zu uns herab für Schmach und Spott.
Des solln wir alle fröhlich sein
Und singen mit den Engelein
Und singen mit der Hirten Schar:
Das ew’ge Heil wird offenbar.
Des solln wir alle fröhlich sein,
Dass Gott will unser Vater sein,
Und dass der süße Jesus Christ
Heut unser Bruder worden ist.
Ein Weihnachtsgedicht von Ernst Moritz Arndt? 1769-1860

 

über die Geburt Jesu

Nacht, mehr denn lichte Nacht! Nacht, lichter als der Tag,
Nacht, heller als die Sonn‘, in der das Licht geboren,
Das Gott, der Licht, in Licht wohnhaftig, ihm erkoren:
O Nacht, die alle Nächt‘ und Tage trotzen mag!
O freudenreiche Nacht, in welcher Ach und Klag,
Und Finsternis, und was sich auf die Welt verschworen
Und Furcht und Höllen-Angst und Schrecken ward verloren.
Der Himmel bricht! doch fällt nun mehr kein Donnerschlag.
Der Zeit und Nächte schuf, ist diese Nacht ankommen!
Und hat das Recht der Zeit, und Fleisch an sich genommen!
Und unser Fleisch und Zeit der Ewigkeit vermacht.
Der Jammer trübe Nacht, die schwarze Nacht der Sünden
Des Grabes Dunkelheit, muss durch die Nacht verschwinden.
Nacht lichter als der Tag; Nacht mehr denn lichte Nacht!
Ein Weihnachtsgedicht von Andreas Gryphius, 1616-1664

 

 

Der Pelzemärtel

Die Winde sausen um das Haus,
es stürmt daher der Winter.
Nun schaut Pelzmärtel Nikolaus
nach euch sich um, ihr Kinder.
Da will ich sehen, was er sagt,
wenn er nun Vater und Mutter fragt,
ob ihr auch brav gewesen.
Horch! Kommt er nicht die Trepp‘ herauf?
Hört ihr nicht poltern und schnaufen?
Jawohl, er ist’s! – Die Tür geht auf. –
Ihr braucht nicht fortzulaufen
und dürft auch nicht erschrecken
vor Ruten und vor Stecken,
sieht er auch gleich zum Fürchten aus!
Nun schaut er rings die Kleinen an
und spricht: „Ihr frommen Kinder,
ihr sollt mir alles Gute han!
Ich bring euch für den Winter
hier äpfel und Birnen und Mandelkern,
Lebkuchen und Nüsse und Zuckerstern;
da füllt euch Kappen und Taschen!
Die Kinder klauben und freuen sich sehr;
doch finster brummt der Alte:
„Nun gebt mir die bösen Buben her,
die trag ich mit fort zum Walde!“
Der Vater spricht: „Sie sind alle brav
und brauch weder Zank noch Straf‘;
sie folgen und lernen mit Freuden!“
Da sagt der Märtel: „’s freut mich doch,
dass wir euch Freude machten.
Seid nur recht brav, dann gibt’s auch noch
recht fröhliche Weihnachten!
Ade, ihr Kinder! Bleibt nur hier!“ –
Nun schlürft er wieder hinaus zur Tür
und stolpert die Stiege hinunter.
Doch horch, wie schrei’n im Nachbarhaus
die bösen Knaben und Mädchen!
Ha, sieh! Der Nikolaus kommt heraus,
im Sack den Fritz und das Gretchen.
Nun hilft kein gutes, kein böses Wort;
der Pelzmärtel trägt sie fort
zu den Wölfen und Bären im Wald.
Ein Weihnachtsgedicht von Franz Graf von Pocci 1807-1876

 

Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen?

Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen,
Wie glänzt er festlich, lieb und mild,
Als spräch? er: „Wollt in mir erkennen
Getreuer Hoffnung stilles Bild.“
Die Kinder stehen mit hellen Blicken,
Das Auge lacht, es lacht das Herz,
O fröhlich, seliges Entzücken,
Die Alten schauen himmelwärts.
Zwei Engel sind hereingetreten,
Kein Auge hat sie kommen sehn,
Sie gehn zum Weihnachtsbaum und beten
Und wenden wieder sich und gehn.
„Gesegnet seid ihr alten Leute,
Gesegnet sei du kleine Schar!
Wir bringen Gottes Segen heute
Dem braunen wie dem weißen Haar!“
„Zu guten Menschen, die sich lieben,
Schickt uns der Herr als Boten aus,
Und seid ihr treu und fromm geblieben,
Wir treten wieder in dies Haus!“
Kein Ohr hat ihren Spruch vernommen
Unsichtbar jedes Menschen Blick
Sind sie gegangen wie gekommen,
Doch Gottes Segen bleibt zurück.
Ein Weihnachtsgedicht von Gustav Hermann Kletke 1813-1886

 

Weihnachtabend

Die fremde Stadt durchschritt ich sorgenvoll,
Der Kinder denkend, die ich ließ zu Haus.
Weihnachten war’s; durch alle Gassen scholl
Der Kinderjubel und des Markts Gebraus.
Und wie der Menschenstrom mich fortgespült,
Drang mir ein heiser Stimmlein in das Ohr:
„Kauft, lieber Herr!“ Ein magres Händchen hielt
Feilbietend mir ein ärmlich Spielzeug vor.
Ich schrak empor, und beim Laternenschein
Sah ich ein bleiches Kinderangesicht;
Wes Alters und Geschlechts es mochte sein,
Erkannt ich im Vorübertreiben nicht.
Nur von dem Treppenstein, darauf es saß,
Noch immer hört ich, mühsam, wie es schien:
„Kauft, lieber Herr!“ den Ruf ohn Unterlass;
Doch hat wohl keiner ihm Gehör verliehn.
Und ich? – War’s Ungeschick, war es die Scham,
Am Weg zu handeln mit dem Bettelkind?
Eh meine Hand zu meiner Börse kam,
Verscholl das Stimmlein hinter mir im Wind.
Doch als ich endlich war mit mir allein,
Erfasste mich die Angst im Herzen so,
Als säß mein eigen Kind auf jenem Stein
Und schrie nach Brot, indessen ich entfloh.
Ein Weihnachtsgedicht von Theodor Storm 1817-1888

 

Furchtbar schlimm

Vater, Vater, der Weihnachtsmann!
Eben hat er ganz laut geblasen,
viel lauter als der Postwagenmann.
Er ist gleich wieder weitergegangen,
und hat zwei furchtbar lange Nasen,
die waren ganz mit Eis behangen.
Und die eine war wie ein Schornstein,
die andre ganz klein wie’n Fliegenbein,
darauf ritten lauter, lauter Engelein,
die hielten eine großmächtige Leine,
und seine Stiefel waren wie Deine.
Und an der Leine, da ging ein Herr,
ja wirklich, Vater, wie’n alter Bär,
und die Engelein machten hottehott;
ich glaube, das war der liebe Gott.
Denn er brummte furchtbar mit dem Mund,
ganz furchtbar schlimm, ja wirklich; und –
„Aber Detta, du schwindelst ja,
das sind ja wieder lauter Lügen!“
Na, was schad’t denn das, Papa?
Das macht mir doch soviel Vergnügen.
„So? – Na ja.“
Ein Weihnachtsgedicht von Richard Dehmel 1863-1920

 

Christnacht

Es steht ein Stern verloren
Hoch über einem Haus;
Drin ist ein Kind geboren:
Ein Licht geht von ihm aus.
Von wenigen vernommen
Tönt eine Botschaft fern:
Die Weisen und die Frommen
Verkünden jenen Stern.
Da lauschen alle Ohren,
Zu denen Kunde dringt:
Wo ist der Mensch geboren,
Der mir Erlösung bringt?
Die Stätte zu betreten,
Welch Weges muss ich ziehn?
Das Wunder anzubeten,
Wo gläubig niederknien?
Ein Weihnachtsgedicht von Hedwig Lachmann 1865-1918

 

Weihnachtsabend

Hell prangt des Zimmers weiter Raum!
Welch hehre Augenweide!
Und jubelnd um den Tannenbaum
stehn meine Kinder beide.
Wie jauchzen sie von Lust beseelt,
sich freuend jeder Gabe,
o, könnt ich jubeln, doch mir fehlt
mein blondgelockter Knabe.
Vor Jahren in demselben Raum
klatscht‘ er in seine Hände,
und tanze um den Tannenbaum,
der bot so reiche Spende!
Jetzt scheint mir öde, scheint mir leer
das lampenhelle Zimmer,
der Kerzenglanz, das Lichtermeer,
mir däucht’s nur öder Schimmer.
Die Kinder sehn mich fragend an,
was wohl dem Vater fehle?
Ich fasse mich, und lächle dann,
dass ich die Lust nicht schmäle.
Noch hat ihr frisches Kinderherz
von Sorgen nichts erfahren,
doch wird die Zukunft euch den Schmerz
und Kummer nicht ersparen.
Mein Sohn, den ich im Geiste seh‘,
wer schmückt dir heut dein Bette?
Das Eis bedeckt’s, und kalter Schnee
fällt auf die Schlummerstätte. –
Dort hängt dein Bild in Jugendzier,
bekränzt hängt’s überm Tische,
indes die salz’ge Träne mir
ich von den Wimpern wische.
Ein Weihnachtsgedicht von Heinrich Zeise 1822-1914

 

Knecht Ruprecht

Von drauß‘ vom Walde komm ich her;
Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
Sah ich goldene Lichtlein sitzen;
Und droben aus dem Himmelstor
Sah mit großen Augen das Christkind hervor,
Und wie ich so strolcht durch den finstern Tann,
Da rief’s mich mit heller Stimme an:
„Knecht Ruprecht“, rief es, „alter Gesell,
Hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
Das Himmelstor ist aufgetan,
Alte und Junge sollen nun
Von der Jagd des Lebens einmal ruhn;
Und morgen flieg ich hinab zur Erden,
Denn es soll wieder Weihnachten werden!“
Ich sprach: „O lieber Herre Christ,
Meine Reise fast zu Ende ist;
Ich soll nur noch in diese Stadt,
Wo’s eitel gute Kinder hat.“
– „Hast denn das Säcklein auch bei dir?“
Ich sprach: „Das Säcklein, das ist hier:
Denn Apfel, Nuss und Mandelkern
Fressen fromme Kinder gern.“
– „Hast denn die Rute auch bei dir?“
Ich sprach: „Die Rute, die ist hier;
Doch für die Kinder nur, die schlechten,
Die trifft sie auf den Teil, den rechten.“
Christkindlein sprach: „So ist es recht;
So geh mit Gott, mein treuer Knecht!“
Von drauß‘ vom Walde komm ich her;
Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!
Nun spreche, wie ich’s hier innen find!
Sind’s gute Kind, sind’s böse Kind?
Ein Weihnachtsgedicht von Theodor Storm 1817-1888

 

O Tannenbaum

O Tannenbaum, o Tannenbaum,
wie treu sind deine Blätter!
Du grünst nicht nur zur Sommerzeit,
nein, auch im Winter, wenn es schneit.
O Tannenbaum, o Tannenbaum,
wie treu sind deine Blätter!
O Tannenbaum, o Tannenbaum,
du kannst mir sehr gefallen.
Wie oft hat nicht zur Weihnachtszeit
ein Baum von Dir mich hoch erfreut!
O Tannenbaum, o Tannenbaum,
du kannst mir sehr gefallen!
O Tannenbaum, o Tannenbaum,
dein Kleid will mich was lehren:
Die Hoffnung und Beständigkeit
gibt Trost und Kraft zu jeder Zeit.
O Tannenbaum, o Tannenbaum,
dein Kleid will mich was lehren.
Ein Weihnachtsgedicht von Ernst Anschütz 1780-1861

 

Die Weihnachtsbäume

Nun kommen die Weihnachtsbäume
aus dem Wald in die Stadt herein.
Träumen sie ihre Waldesträume
weiter beim Laternenschein?
Konnten sie sprechen! Die holden Geschichten
von der Waldfrau, die Märchen webt,
was wir uns alles erst erdichten,
sie haben das alles wirklich erlebt.
Da stehn sie nun an den Straßen und schauen
wunderlich und fremd darein,
als ob sie der Zukunft nicht recht trauen,
es muss doch was im Werke sein.
Freilich, wenn sie dann in den Stuben
im Schmuck der hellen Kerzen stehn,
und den kleinen Mädchen und Buben
in die glänzenden Augen sehn,
dann ist ihnen auf einmal, als hätte
ihnen das alles schon mal geträumt,
als sie noch im Wurzelbette
den stillen Waldweg eingesäumt.
Dann stehen sie da, so still und selig,
als wäre ihr heimlichstes Wünschen erfüllt,
als hätte sich ihnen doch allmählich
ihres Lebens Sinn enthüllt;
als wären sie für Konfekt und Lichter
vorherbestimmt, und es müsste so sein,
und ihre spitzen Nadelgesichter
sehen ganz verklärt darein.
Ein Weihnachtsgedicht von Gustav Falke 1853-1916

 

Christbaum

Hörst auch du die leisen Stimmen
aus den bunten Kerzlein dringen?
Die vergessenen Gebete
aus den Tannenzweiglein singen?
Hörst auch du das schüchternfrohe,
helle Kinderlachen klingen?
Schaust auch du den stillen Engel
mit den reinen, weißen Schwingen?…
Schaust auch du dich selber wieder
fern und fremd nur wie im Traume?
Grüßt auch dich mit Märchenaugen
deine Kindheit aus dem Baume?…
Ein Weihnachtsgedicht von Ada Christen 1839-1901

 

Des fremden Kindes heiliger Christ

Es lauft ein fremdes Kind
Am Abend vor Weihnachten
Durch eine Stadt geschwind,
Die Lichter zu betrachten,
Die angezündet sind.
Es steht vor jedem Haus
Und sieht die hellen Räume,
Die drinnen schaun heraus,
Die lampenvollen Bäume;
Weh wird’s ihm überaus.
Das Kindlein weint und spricht:
„Ein jedes Kind hat heute
Ein Bäumchen und ein Licht
Und hat dran seine Freude,
Nur bloß ich armes nicht.
An der Geschwister Hand
Als ich daheim gesessen,
Hat es mir auch gebrannt;
Doch hier bin ich vergessen
In diesem fremden Land.
Lässt mich denn niemand ein
Und gönnt mir auch ein Fleckchen?
In all den Häuserreih’n
Ist denn für mich kein Eckchen,
Und wär‘ es noch so klein?
Lässt mich denn niemand ein?
Ich will ja selbst nichts haben,
Ich will ja nur am Schein
Der fremden Weihnachtsgaben
Mich laben ganz allein.“
Es klopft an Tür und Tor,
An Fenster und an Laden;
Doch niemand tritt hervor,
Das Kindlein einzuladen,
Sie haben drin kein Ohr.
Ein jeder Vater lenkt
Den Sinn auf seine Kinder;
Die Mutter sie beschenkt,
Denkt sonst nichts mehr noch minder;
Ans Kindlein niemand denkt.
„O, lieber heil’ger Christ!
Nicht Mutter und nicht Vater
Hab‘ ich, wenn du’s nicht bist;
O, sei du mein Berater,
Weil man mich hier vergisst!“
Das Kindlein reibt die Hand,
Sie ist von Frost erstarret;
Es kriecht in sein Gewand,
Und in dem Gässlein harret,
Den Blick hinaus gewandt.
Da kommt mit einem Licht
Durchs Gässlein hergewallet
Im weißen Kleide schlicht
Ein ander Kind; – wie schallet
Es lieblich, da es spricht:
„Ich bin der heil’ge Christ,
War auch ein Kind vordessen,
Wie du ein Kindlein bist;
Ich will dich nicht vergessen,
Wenn alles dich vergisst.
Ich bin mit meinem Wort
Bei allen gleichermaßen;
Ich biete meinen Hort
So gut hier auf den Straßen
Wie in den Zimmern dort.
Ich will dir deinen Baum,
Fremd Kind, hier lassen schimmern
Auf diesem offnen Raum,
So schön, dass die in Zimmern
So schön sein sollen kaum.“
Da deutet mit der Hand
Christkindlein auf zum Himmel,
Und droben leuchtend stand
Ein Baum voll Sterngewimmel
Vielästig ausgespannt.
So fern und doch so nah‘,
Wie funkelten die Kerzen!
Wie ward dem Kindlein da,
Dem fremden, still zu Herzen,
Das seinen Christbaum sah!
Es ward ihm wie ein Traum;
Da langten hergebogen
Englein herab vom Baum
Zum Kindlein, das sie zogen
Hinauf zum lichten Raum.
Das fremde Kindlein ist,
Zur Heimat nun gekehret
Bei seinem heil’gen Christ;
Und was hier wird bescheret,
Es dorten leicht vergisst.
Ein Weihnachtsgedicht von Friedrich Rückert 1788-1866

 

Weihnacht

O Nacht des Mitleids und der Güte,
die auf Judäa niedersank,
als einst der Menschheit sieche Blüte
den frischen Tau des Himmels trank!
O Weihnacht! Weihnacht! höchste Feier!
Wir fassen ihre Wonne nicht,
sie hüllt in ihre heil’gen Schleier
das seligste Geheimnis dicht.
Denn zöge jene Nacht die Decken
vom Abgrund uns der Liebe auf,
wir stürben vor entzücktem Schrecken,
eh‘ wir vollbracht den Erdenlauf. –
Der Menschheit schmachtendes Begehren
nach Gott; die Sehnsucht, tief und bang,
die sich ergoss in heißen Zähren,
die als Gebet zum Himmel rang;
Die Sehnsucht, die zum Himmel lauschte
nach dem Erlöser je und je;
die aus Prophetenherzen rauschte
in das verlass’ne Erdenweh;
Die Sehnsucht, die so lange Tage
nach Gott hier auf der Erden ging
als Träne, Lied, Gebet und Klage:
Sie ward Maria – und empfing.
Das Paradies war uns verloren,
uns blieb die Sünde und das Grab;
da hat die Jungfrau Ihn geboren,
der das Verlor’ne wiedergab;
Der nur geliebt und nie gesündet,
Versöhnung unsrer Schuld erwarb,
erlosch’ne Sonnen angezündet,
als er für uns am Kreuze starb.
Der Hohepriester ist gekommen,
der lächelnd weiht sein eignes Blut,
es ist uns der Prophet gekommen,
der König mit dem Dornenhut. –
Ein Weihnachtsgedicht von Nikolaus Lenau 1802-1850

 

Christabend

Christabend war’s. Ich träumte durch die Gassen,
vom Weihnachtsglanz mein Herz durchglüh’n zu lassen.
Mein Herz war fromm, als ob durch jede Flocke
das Bluten einer wunden Seele stockt.
„Frieden auf Erden und den Menschen allen
Glückseligkeit und stilles Wohlgefallen!“
Da, wie ich ging, zerstörte meine Träume
ein Haufen unverkaufter Weihnachtsbäume.
Sie lagen auf dem Pflaster da, vergessen
und schneebedeckt, als wär ihr Grün vermessen,
als schämten sie sich ihrer hellen Farben,
die doch so gern, um heut zu leuchten, starben.
Gleich einer Gauklerschar, im Wald erfroren,
die tief im Schnee den Weg ins Dorf verloren,
so lagen sie und sah’n aus ihrem Dunkel
rings in den Fenstern strahlendes Gefunkel.
Sie lagen da wie unerfülltes Sehnen,
erträumter Schimmer, ausgelöscht durch Tränen,
wie Leid, das wirr um die Erlösung betet,
wie Kinderjauchzen, das der Hunger tötet.
Sie lagen da, verschüchtert und verbittert,
vom Frost des Elends bis in Mark durchzittert,
den Glanz verfluchend, gleich Millionen Seelen,
in denen heut die Friedenslichter fehlen.
Ein Weihnachtsgedicht von Hugo Salus 1866-1929

 

Advent, Advent mein Lichtlein brennt,

erst eins, dann zwei, dann drei, bald vier.
Schon steht die Feuerwehr vor der Tür.

Sie wurden vom Nachbar alarmiert,
der war vom starken Rauch ganz irritiert.

Doch was nun kommt ist wenig schön.
Eine Rechnung kommt als garstiges Geschenk,
wer sich wohl so was hat ausdenkt?

Grad in der heiligen Zeit,
ist Weihnachten doch nicht mehr weit.

Also liebe Adventsfreunde, gebt gut Acht!
Damit am Ende nicht die Feuerwehr erscheint,
und die Familie über den erloschenen Kerzen weint.

Advent, Advent kein Lichtlein brennt,
erst eins, dann zwei, dann drei, bald vier.
Schon steht niemand mehr vor der Tür.

 

Weihnachtsgedichte von Goethe

 

Christgeschenk

Mein süßes Liebchen! Hier in Schachtelwänden
Gar mannigfalt geformte Süßigkeiten.
Die Früchte sind es heil’ger Weihnachtszeiten,
Gebackne nur, den Kindern auszuspenden!
Dir möcht ich dann mit süßem Redewenden
Poetisch Zuckerbrot zum Fest bereiten;
Allein was soll’s mit solchen Eitelkeiten?
Weg den Versuch, mit Schmeichelei zu blenden!
Doch gibt es noch ein Süßes, das vom Innern
Zum Innern spricht, genießbar in der Ferne,
Das kann nur bis zu dir hinüberwehen.
Und fühlst du dann ein freundliches Erinnern,
Als blinkten froh dir wohlbekannte Sterne,
Wirst du die kleinste Gabe nicht verschmähen.
Ein Weihnachtsgedicht von Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832

 

Weihnachten

Bäume leuchtend, Bäume blendend,
überall das Süße spendend,
In dem Glanze sich bewegend,
Alt und junges Herz erregend –
Solch ein Fest ist uns bescheret,
Mancher Gaben Schmuck verehret;
Staunend schaun wir auf und nieder,
Hin und her und immer wieder.
(gekürzt)
Ein Weihnachtsgedicht von Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832

 

Epiphaniasfest

Die heiligen drei König‘ mit ihrem Stern,
sie essen, sie trinken, und bezahlen nicht gern;
sie essen gern, sie trinken gern,
sie essen, trinken und bezahlen nicht gern.
Die heilgen drei König‘ sind gekommen allhier,
es sind ihrer drei und sind nicht ihrer vier;
und wenn zu dreien der vierte wär,
so wär ein heilger drei König mehr.
Ich erster bin der weiß‘ und auch der schön‘,
bei Tage solltet ihr mich erst sehn!
Doch ach, mit allen Spezerein
werd ich sein Tag kein Mädchen mir erfreun.
Ich aber bin der braun‘ und bin der lang‘,
bekannt bei Weibern wohl und bei Gesang.
Ich bringe Gold statt Spezerein,
da werd ich überall willkommen sein.
Ich endlich bin der schwarz‘ und bin der klein‘,
und mag auch wohl einmal recht lustig sein.
Ich esse gern ich trinke gern,
ich esse, trinke und bedank mich gern.
Die heilgen drei König‘ sind wohlgesinnt,
sie suchen die Mutter und das Kind;
der Joseph fromm sitzt auch dabei,
der Ochs und Esel liegen auf der Streu.
Wir bringen Myrrhen, wir bringen Gold,
dem Weihrauch sind die Damen hold;
und haben wir Wein von gutem Gewächs,
so trinken wir drei so gut als ihrer sechs.
Da wir nun hier schöne Herrn und Fraun,
aber keine Ochsen und Esel schaun;
so sind wir nicht am rechten Ort
und ziehen unseres Weges weiter fort.
Ein Weihnachtsgedicht von Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832

 

Weihnachtsgedichte von Hoffmann von Fallersleben

 

A, a, a, der Winter der ist da

A, a, a, der Winter der ist da.
Herbst und Sommer sind vergangen,
Winter, der hat angefangen.
A, a, a, der Winter der ist da.
E, e, e, nun gibt es Eis und Schnee.
Blumen blüh?n an Fensterscheiben,
Sind sonst nirgends aufzutreiben.
E, e, e, nun gibt es Eis und Schnee.
I, i, i, vergiss des Armen nie.
Hat oft nichts, sich zuzudecken,
Wenn nun Frost und Kält? ihn schrecken.
I, i, i, vergiss des Armen nie.
O, o, o, wie sind wir alle froh.
Wenn der Niklaus wird was bringen
Und vom Tannenbaum wir singen.
O, o, o, wie sind wir Kinder froh.
U, u, u, die Teiche frieren zu.
Hei, nun geht es wie der Wind
übers blanke Eis geschwind.
U, u, u, die Teiche frieren zu
Ein Weihnachtsgedicht von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben 1798-1874

 

Fröhliche Weihnacht überall!

„Fröhliche Weihnacht überall!“
tönet durch die Lüfte froher Schall.
Weihnachtston, Weihnachtsbaum,
Weihnachtsduft in jedem Raum!
„Fröhliche Weihnacht überall!“
tönet durch die Lüfte froher Schall.
Darum alle
stimmet in den Jubelton,
denn es kommt das Licht der Welt
von des Vaters Thron.
„Fröhliche Weihnacht überall“…
Licht auf dunklem Wege,
unser Licht bist du;
denn du führst, die dir vertrau’n,
ein zu sel’ger Ruh‘.
„Fröhliche Weihnacht überall“…
Was wir ander’n taten,
sei getan für dich,
dass bekennen jeder muss,
Christkind kam für mich.
Ein Weihnachtsgedicht von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben 1798-1874

 

Weihnachten

Zwar ist das Jahr an Festen reich,
Doch ist kein Fest dem Feste gleich,
Worauf wir Kinder Jahr aus Jahr ein
Stets harren in süßer Lust und Pein.
O schöne, herrliche Weihnachtszeit,
Was bringst du Lust und Fröhlichkeit!
Wenn der heilige Christ in jedem Haus
Teilt seine lieben Gaben aus.
Und ist das Häuschen noch so klein,
So kommt der heilige Christ hinein,
Und Alle sind ihm lieb wie die Seinen,
Die Armen und Reichen, die Großen und Kleinen.
Der heilige Christ an Alle denkt,
Ein Jedes wird von ihm beschenkt.
Drum lasst uns freu’n und dankbar sein!
Er denkt auch unser, mein und dein.
Ein Weihnachtsgedicht von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben 1798-1874

 

Morgen kommt der Weihnachtsmann?

Morgen kommt der Weihnachtsmann,
Kommt mit seinen Gaben,
Trommel, Pfeifen und Gewehr,
Fahn‘ und Säbel, und noch mehr,
Ja, ein ganzes Kriegesheer
Möcht‘ ich gerne haben.
Bring‘ uns lieber Weihnachtsmann,
Bring‘ auch morgen, bringe
Musketier und Grenadier,
Zottelbär und Pantertier,
Ross und Esel, Schaf und Stier,
Lauter schöne Dinge!
Doch du weißt ja unsern Wunsch,
Kennst ja uns’re Herzen.
Kinder, Vater und Mama,
Auch sogar der Großpapa,
Alle, alle sind wir da,
Warten dein mit Schmerzen.
Ein Weihnachtsgedicht von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben 1798-1874

 

Der Traum

Ich lag und schlief; da träumte mir
Ein wunderschöner Traum:
Es stand auf unserm Tisch vor mir
Ein hoher Weihnachtsbaum.
Und bunte Lichter ohne Zahl,
Die brannten ringsumher;
Die Zweige waren allzumal
Von goldnen äpfeln schwer,
Und Zuckerpuppen hingen dran;
Das war mal eine Pracht!
Da gab’s, was ich nur wünschen kann
Und was mir Freude macht.
Und als ich nach dem Baume sah
Und ganz verwundert stand,
Nach einem Apfel griff ich da,
Und alles, alles schwand.
Da wacht ich auf aus meinem Traum,
Und dunkel war’s um mich.
Du lieber, schöner Weihnachtsbaum,
Sag an, wo find ich dich?
Da war es just, als rief er mich:
„Du darfst nur artig sein;
Dann steh ich wiederum vor dir;
Jetzt aber schlaf nur ein!
Und wenn du folgst und artig bist,
Dann ist erfüllt dein Traum,
Dann bringet dir der heil’ge Christ
Den schönsten Weihnachtsbaum.“
Ein Weihnachtsgedicht von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben 1798-1874

 

Was bringt der Weihnachtsmann?

Was bringt der Weihnachtsmann dem Fränzchen?
Weihnachtsmann!
Eine Puppe mit dem Kränzchen
Bringt der Weihnachtsmann dem Fränzchen.
Weihnachtsmann!
Was bringt der Weihnachtsmann Mathildchen?
Weihnachtsmann!
Ausgeschnittne bunte Bildchen
Bringt der Weihnachtsmann Mathildchen.
Weihnachtsmann!
Was bringt der Weihnachtsmann Johannen?
Weihnachtsmann!
Teller, Schüsseln, Näpf‘ und Kannen
Bringt der Weihnachtsmann Johannen.
Weihnachtsmann!
Was bringt der Weihnachtsmann Kathrinchen?
Weihnachtsmann!
Seidenhasen und Kaninchen
Bringt der Weihnachtsmann Kathrinchen.
Weihnachtsmann!
Was bringt der Weihnachtsmann Emilien?
Weihnachtsmann!
Einen Strauß von Rosen und Lilien
Bringt der Weihnachtsmann Emilien.
Weihnachtsmann!
Was bringt der Weihnachtsmann Marien?
Weihnachtsmann!
Arien und Melodien
Bringt der Weihnachtsmann Marien.
Weihnachtsmann!
Was bringt der Weihnachtsmann Agathen?
Weihnachtsmann!
Eine Schachtel voll Dukaten
Bringt der Weihnachtsmann Agathen.
Weihnachtsmann!
Was bringst du Weihnachtsmann denn mir doch?
Weihnachtsmann!
„überlasse du das mir doch!
Was du wünschest, bringt auch dir noch
Weihnachtsmann!“
Ein Weihnachtsgedicht von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben 1798-1874

 

Weihnachtsgedichte von Otto Julius Bierbaum

Weihnachtslied

Maria lag in großer Not,
Mit Lumpen angetan,
In einem Stall zu Bethlehem
Und sah die Stunde nahn,
Da sie ein Kindlein haben sollt.
Der Himmel stand in lauter Gold;
Da hub ein Singen an:
„Süße Maria, sei getrost;
Das um dich ist kein Stall.
Blick um dich, allerholdste Frau,
Und sieh die Gäste all,
Die von weither gekommen sind,
Dich zu begrüßen und dein Kind
Mit Flöt- und Geigenschall.“
Und wie Marie ihr Haupt erhob,
Oh Wunder, was sie sah:
Es knieten auf der schlechten Streu
Drei goldne Könige da,
Und, wie wenns ihr Gefolge wär,
Ein Heer von Engeln stand umher
Und sang Hallelujah.
Es war ein Licht und war ein Glanz,
Wie sie es nie gesehn,
Und vor den Türn und Fenstern war
Ein Auf- und Niedergehn,
Als ging die ganze Welt vorbei;
Da hört sie einen leisen Schrei:
Da war das Glück geschehn.
Maria strahlte wie ein Stern
Und hob das Kind empor;
Das war so hold und engelschön,
Wie nie ein Kind zuvor.
Die Wände sanken, und die Welt,
Die weite Welt war rings erhellt,
Und alles sang im Chor:
„O seht die Blume, die da blüht,
Die Blume weiß und rot!
Der Kelch ist von der Lilie,
Ein Herz darinnen loht.
Nun ist die ganze Erde licht,
Wir fürchten Schmerz und Trauern nicht
Und fürchten nicht den Tod.
Die Blüte leuchtet uns den Tag,
Und es versank die Nacht,
Und aus der Blüte wird die Frucht,
Die Alle fröhlich macht;
Die Frucht, die Allen Nahrung gibt,
Der Mensch, der alle Menschen liebt:
Die Liebe ist erwacht.“
Der Chor verklang. Es sank der Stall
In braune Dunkelheit.
Maria gab dem Kind die Brust.
Still ward es weit und breit.
Da ward Marien im Herzen bang,
Sie küsst ihr liebes Kindlein lang,
Ihr tat ihr Kindlein leid.
Ein Weihnachtsgedicht von Otto Julius Bierbaum 1865-1910

 

Weihnachtsfeier

Berge und Wälder und Wiesen und See:
Schnee und Nebel, Nebel und Schnee;
Nieder der Himmel, farblos und fahl;
War er denn heiter und hoch einmal?
Hockende Krähen auf kahlem Geäst, –
Das ist des blutwarmen Lebens der Rest?
Siehe, die Sonne versinkt hinterm See:
Bronzegold taut auf dem glitzernden Schnee,
Taut und verfließt in das flockige Weiß, –
Rundum umstarrt mich lebloses Eis.
Dampfende Nebel umhüllen mich dicht,
Wehen wie Hasshauch mir nass ins Gesicht.
Stechen nicht Augen hervor aus dem Grau,
Augen der lieblosen alten Frau,
Die in der knochigen Hand zurück
Grausam mir hält mein bangsüßes Glück?
Nein doch und nein! Ein lieberes Licht
Lacht mir aus Nebelgrau hell ins Gesicht:
„G’rannt bin i schnell wie der Wind übern Schnee!“
– Mädel, oh du meine Weihnachtsfee!
Schmiegt sie sich an mich dicht und bang,
Wandern wir wortlos im Glockenklang,
Wandern durch Nebel und Nacht und Wind,
Weint an der Brust mir leise das Kind,
Weint, dss getrennt wir müssen, allein,
In der heiligen Weihenacht sein.
Küss ich die Tränen ihr lind vom Gesicht:
Weine nicht, Mädel, geh, weine nicht!
Zündet heut Andern der Liebesmann
Flimmernde Christkindlkerzen an,
Hat er in unseren Herzen entfacht
Eine ewige Weihenacht.
Sind wir auch heute Abend getrennt,
Doch uns im Herzen ein Christbaum brennt.
Dir aus dem Auge ja lacht sein Schein,
Nein doch, du Meine, wir sind nicht allein.
Trag ich dein Herz ja in meiner Brust,
Du auch das meine tragen musst.
Froh mir ein hellwarmes Lächeln dankt,
Fest mich ihr rundvoller Arm umrankt,
Tief saugt ihr Blick sich in meinen ein:
„Nein, oh du Meiner, wir sind nicht allein.“
Wandern zurück wir durch Nebel und Wind,
Lacht an der Seite mir selig das Kind.
Ein Weihnachtsgedicht von Otto Julius Bierbaum 1856-1910

 

Der amen Kinder Weihnachtslied

Hört, schöne Herrn und Frauen,
Die ihr im Lichte seid:
Wir kommen aus dem Grauen,
Dem Lande Not und Leid;
Weh tun uns unsre Füße
Und unsre Herzen weh,
Doch kam uns eine süße
Botschaft aus Eis und Schnee.
Es ist ein Licht erglommen,
Und uns auch gilt sein Schein.
Wir habens wohl vernommen:
Das Christkind ist gekommen
Und soll auch uns gekommen sein.
Drum gehn wir zu den Orten,
Die hell erleuchtet sind,
Und klopfen an die Pforten:
Ist hier das Christuskind?
Es hat wohl nicht gefunden
Den Weg in unsre Nacht,
Drum haben wir mit wunden
Füßen uns aufgemacht,
Dass wir ihm unsre frommen
Herzen und Bitten weihn.
Wir habens wohl vernommen:
Das Christkind ist gekommen
Und soll auch uns gekommen sein.
So lasst es uns erschauen,
Die ihr im Lichte seid!
Wir kommen aus dem Grauen,
Dem Lande Not und Leid;
Wir kommen mit wunden Füßen,
Doch sind wir trostgemut:
Wenn wir das Christkind grüßen,
Wird alles, alles gut.
Der Stern, der heut erglommen,
Gibt allen seinen Schein:
Das Christkind ist gekommen! –
Die ihr es aufgenommen,
O, lasst auch uns zu Gaste sein!
Ein Weihnachtsgedicht von Otto Julius Bierbaum 1865-1910

 

Christoph, Rupprecht, Nikolaus

Ich kenn drei gute, deutsche Geselln
Mit großen Händen und Beinen schnelln;
Mit dicken Säcken auf breitem Buckel
Stampfen sie eilig durchs Land mit Gehuckel;
Haben Eis im Bart
Und grimmige Art,
Aber Augen gar milde;
Führn äpfel und Nüsse und Kuchen im Schilde
Und schleppen und schleppen im Huckepack
Himmeltausendschöne Sachen im Sack.
All drei sind früher Heiden gewesen.
Der erst heißt Christoph: Auserlesen
Hat er in einer eisgrimmigen Nacht
Das Christkindel übers Wildwasser gebracht.
Rupprecht der zweite ist genannt:
Der fuhr voreinsten übers Land
Tief nächten in Gespenstergraus
Als Heidengott. Den Nikolaus,
Als wie der dritte ist geheißen,
Tät man als einen Bischof preisen.
Das ist nun all Legend und Mär.
Ich übernehme nicht Gwähr,
Dass just genau es so gewesen.
Habs nicht gesehn, habs nur gelesen.
Auf Schildereien jedermann
Die dreie freilich sehen kann.
Da ist der Rupprecht dick beschneet
Und derb gestiefelt fürder geht.
Drei äpfel trägt der Nikolaus,
Sieht väterlich und ernsthaft aus.
Und Christophor im langen Bart
Ist heidenmäßig dick behaart,
Hat einen roten Mantel an
Und ist ansonst ein nackter Mann.
Die dreie nun, dass ihr es wisst,
Verehre ich als Mensch und Christ.
Sie sind so lieb und ungeschlacht
Und ganz aus deutschem Mark gemacht.
Mildherzig rauh, kratzhaarig lind,
Des deutschen Gottes Ingesind.
Die guten Knechte, reichen Herrn!
Sie dienen gern und schenken gern,
Wolln keinen Dank, wolln keinen Lohn,
Sind in sich selbst bedanklohnt schon.
Grüß Gott ihr dreie miteinand
Im lieben weiten deutschen Land!
Christoph, Rupprecht, Nikolaus!
Schüttet eure Säcke aus,
Schüttet sie mit Lachen,
Blickt mit hellen Augen drein
Und lasst wohl gesegnet sein
Eure Siebensachen.
Ein Weihnachtsgedicht von Otto Julius Bierbaum 1865-1910

 

Schneelied zu Weihnachten

Du trittst mich, singt der Schnee,
Mir aber tuts nicht weh:
Ich knirsche nicht, ich singe;
Dein Fuß ist wie der Bogenstrich,
Dass meine Seele klinge.
Hör und verstehe mich -:
Getreten singe ich,
Und nichts als frohe Dinge.
Denn, die getreten sind,
Wissen, es kam ein Kind,
Gar sehr geringe,
In einem Stall zur Welt:
Das hat sein Herz wie ein leuchtendes Licht
In große Finsternis gestellt.
Es wurde zerschlagen. Verloschen ists nicht.
Ein Weihnachtsgedicht von Otto Julius Bierbaum 1865-1910

 

Weihnachtsgedichte von Rainer Maria Rilke

Advent

Es treibt der Wind im Winterwalde
Die Flockenherde wie ein Hirt,
Und manche Tanne ahnt, wie balde
Sie fromm und lichterheilig wird,
und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin – bereit
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
Der einen Nacht der Herrlichkeit.
Ein Weihnachtsgedicht von Rainer Maria Rilke 1875-1926

Geburt Christi

Hättest du der Einfalt nicht, wie sollte
dir geschehn, was jetzt die Nacht erhellt?
Sieh, der Gott, der über Völkern grollte,
macht sich mild und kommt in dir zur Welt.
Hast du dir ihn größer vorgestellt?
Was ist Größe? Quer durch alle Maße,
die er durchstreicht, geht sein grades Los.
Selbst ein Stern hat keine solche Straße.
Siehst du, diese Könige sind groß,
und sie schleppen dir vor deinen Schoß
Schätze, die sie für die größten halten,
und du staunst vielleicht bei dieser Gift -:
aber schau in deines Tuches Falten,
wie er jetzt schon alles übertrifft.
Aller Amber, den man weit verschifft,
jeder Goldschmuck und das Luftgewürze,
das sich trübend in die Sinne streut:
alles dieses war von rascher Kürze,
und am Ende hat man es bereut.
Aber (du wirst sehen): Er erfreut.
Ein Weihnachtsgedicht von Rainer Maria Rilke 1875-1927

 

Die heiligen drei Könige

Legende
Einst als am Saum der Wüsten sich
auftat die Hand des Herrn
wie eine Frucht, die sommerlich
verkündet ihren Kern,
da war ein Wunder: Fern
erkannten und begrüßten sich
drei Könige und ein Stern.
Drei Könige von Unterwegs
und der Stern überall,
die zogen alle (überlegs!)
so rechts ein Rex und links ein Rex
zu einem stillen Stall.
Was brachten die nicht alles mit
zum Stall von Bethlehem!
Weithin erklirrte jeder Schritt,
und der auf einem Rappen ritt,
saß samten und bequem.
Und der zu seiner Rechten ging,
der war ein goldner Mann,
und der zu seiner Linken fing
mit Schwung und Schwing
und Klang und Kling
aus einem runden Silberding,
das wiegend und in Ringen hing,
ganz blau zu rauchen an.
Da lachte der Stern überall
so seltsam über sie,
und lief voraus und stand am Stall
und sagte zu Marie:
Da bring ich eine Wanderschaft
aus vieler Fremde her.
Drei Könige mit Magenkraft +,
von Gold und Topas schwer
und dunkel, tumb und heidenhaft, –
erschrick mir nicht zu sehr.
Sie haben alle drei zuhaus
zwölf Töchter, keinen Sohn,
so bitten sie sich deinen aus
als Sonne ihres Himmelblaus
und Trost für ihren Thron.
Doch musst du nicht gleich glauben: bloß
ein Funkelfürst und Heidenscheich
sei deines Sohnes Los.
Bedenk, der Weg ist groß.
Sie wandern lange, Hirten gleich,
inzwischen fällt ihr reifes Reich
weiß Gott wem in den Schoß.
Und während hier, wie Westwind warm,
der Ochs ihr Ohr umschnaubt,
sind sie vielleicht schon alle arm
und so wie ohne Haupt.
Drum mach mit deinem Lächeln licht
die Wirrnis, die sie sind,
und wende du dein Angesicht
nach Aufgang und dein Kind;
dort liegt in blauen Linien,
was jeder dir verließ:
Smaragda und Rubinien
und die Tale von Türkis.
Ein Weihnachtsgedicht von Rainer Maria Rilke 1875-1926

 

Es gibt so wunderweiße Nächte?

Es gibt so wunderweiße Nächte,
drin alle Dinge silbern sind.
Da schimmert mancher Stern so lind,
als ob er fromme Hirten brächte
zu einem neuen Jesuskind.
Weit wie mit dichtem Demantstaube
bestreut, erscheinen Flur und Flut,
und in die Herzen, traumgemut,
steigt ein kapellenloser Glaube,
der leise seine Wunder tut.
Ein Weihnachtsgedicht von Rainer Maria Rilke 1875-1926

 

Weihnachtsgedichte von Theodor Fontane

Verse zum Advent

Noch ist Herbst nicht ganz entflohn,
Aber als Knecht Ruprecht schon
Kommt der Winter hergeschritten,
Und alsbald aus Schnees Mitten
Klingt des Schlittenglöckleins Ton.
Und was jüngst noch, fern und nah,
Bunt auf uns herniedersah,
Weiß sind Türme, Dächer, Zweige,
Und das Jahr geht auf die Neige,
Und das schönste Fest ist da.
Tag du der Geburt des Herrn,
Heute bist du uns noch fern,
Aber Tannen, Engel, Fahnen
Lassen uns den Tag schon ahnen,
Und wir sehen schon den Stern.
Ein Weihnachtsgedicht von Theodor Fontane 1819-1898

 

Zum 24. Dezember

Noch einmal ein Weihnachtsfest,
Immer kleiner wird der Rest,
Aber nehm ich so die Summe,
Alles Grade, alles Krumme,
Alles Falsche, alles Rechte,
Alles Gute, alles Schlechte –
Rechnet sich aus all dem Braus
Doch ein richtig Leben heraus.
Und dies können ist das Beste
Wohl bei diesem Weihnachtsfeste.
Ein Weihnachtsgedicht von Theodor Fontane 1819-1898

 

Ruhig sein?

Ruhig sein, nicht ärgern, nicht kränken,
Ist das allerbeste Schenken;
Aber mit diesem Pfefferkuchen
Will ich es noch mal versuchen.
Ein Weihnachtsgedicht von Theodor Fontane 1819-1898